Synchrone Mobilität
Dass sich durch »Synchronisation der Bewegungen« eine zum Teil erstaunliche Anzahl
von Lebewesen auf engsten Raum fortbewegen kann, demonstrieren Fisch-, Vogel-
oder Insektenschwärme ebenso wie der Herdentrieb einiger Säugetierarten.
Intelligente Verkehrssysteme der Zukunft beginnen sich an diesem Schwarmverhalten zu orientieren, um durch verschiedenste Formen der Synchronisation
- die Kapazität bestehender Infrastrukturen zu erhöhen,
- Verkehrsflüsse zu beschleunigen und somit Schadstoffemissionen zu reduzieren,
- multimodale Transportketten zu optimieren und dabei
- mit minimalen, möglichst aus regenerativen Quellen stammenden Traktionsenergien auszukommen.
Auch wenn das perfekt synchronisierte Verkehrsnetz, in dem sich an ampelfreien Kreuzungen die Verkehrsströme automatisch geführter Fahrzeuge kollisionsfrei bei voller Fahrt durchdringen, derzeit noch recht visionär erscheinen mag, die notwendigen Fahrzeugtechnologien und infrastrukturellen Voraussetzungen sind zu großen Teilen bereits verfügbar oder in Entwicklung. Synchronisierte Mobilität setzt einen sehr hohen Automatisierungsgrad voraus, der bei den einzelnen Fahrzeugen beginnt und sich über die Infrastruktur bis hin zu den Verkehrszentralen erstreckt.
Diese Anforderungen an die Automatisierung in den verschiedenen Ebenen des Verkehrs definieren die zu adressierenden Themenfelder eines geplanten sächsischen Hightech-Forschungsvorhabens, wie
- automatisches Fahren und Fahrerassistenzfunktionen im automobilen Bereich, aber auch in der Nutzfahrzeugtechnik und im Bereich der Transportsysteme des öffentlichen Verkehrs,
- Antriebs-, Lenk- und Bedienkonzepte für hochautomatisierte Fahrzeuge und Transportsysteme,
- fahrzeug- und wegseitige Umfeldsensorik,
- hoch präzise und zuverlässige Kommunikations- und Ortungstechnologien,
- Sicherheitstechnologien für vernetzte Mobilität
- kompaktes georeferenziertes Daten- und Kartenmaterial,
- kooperative multimodale Navigationsstrategien,
- Synchronisationsmechanismen zur flächenbezogenen Verkehrsbeeinflussung durch hochautomatisierte dynamische Verkehrsleitsysteme
- Big-Data-Anwendungen für die Verkehrssimulation, Verkehrszustandserkennung und Verkehrsdatenanalyse,
- multimodale Bezahlsysteme, Wirtschaftsmodelle sowie juristische, städtebauliche und nutzerspezifische Begleitforschung.
Nachhaltige Mobilität birgt ein außerordentlich breites Spektrum branchenübergreifender Innovationspotenziale. Die deutsche Fahrzeugindustrie, die nach repräsentativen Analysen jährlich mehr als 40 Prozent aller Fahrzeuginnovationen weltweit generiert, hat sich diesem Technologiewandel längst gestellt. Neben alternativen Antrieben, Leichtbaustrukturen, Elektromobilität und energieeffizienten Produktionstechnologien stehen heute automatisierte Fahrfunktionen und Mobilitätsdienste auf der Basis vernetzter Fahrzeuge und kooperativer Verkehrssysteme, Smart Mobility oder Car-Sharing-Modelle ebenso im Fokus der Konzern-forschung wie Mobilitätsnetzwerke und intelligente Verkehrsplanung im Kontext urbaner Kommunikationsinfrastrukturen. Bereits 2016 werden vernetzte Dienste in 50 Prozent aller Neuwagen und in 15 Jahren in sämtlichen Fahrzeugen der hochentwickelten Industrienationen verfügbar sein.